Die Literatur über die SMS Emden lässt sich ziemlich leicht einteilen, in die Autoren, die des Lobes voll sind,
und in die anderen, die berichten, wie Menschen unter den Attacken der SMS Emden gelitten haben. Die deutsche
Literatur ist zumeist auf
der unkritischen Seite zu verorten, es gibt da aber auch einige englische Anhänger. Diejenigen,
die  das Leid unter der SMS
Emden  beschreiben, schreiben eher auf englisch.

Der grotesken Überhöhung eines Kriegsschiffes wie der SMS Emden seit der kaiserlichen Propaganda des Ersten
Weltkrieges, die bis heute
in den Köpfen von Politikern, Historikern und im Internet nachwirkt, kann nur durch die
Schilderung der bitteren Folgen der Aktionen der Besatzung auf die Betroffenen, auf die Unterdrückten, begegnet
werden.

Die Zeit, in der die SMS Emden im Pazifik ihr Unwesen trieb, war auch gekennzeichnet durch den Aufstieg der
Fotografie. Die kaiserliche deutsche Propaganda finanzierte und verbreitete die Berichte über das, was sie als
Ruhmestaten des Schiffes darstellte, überall auf der Welt, auch in den angelsächsischen Staaten, mit denen die
SMS Emden 1913 beim Angriff auf China gut zusammen gearbeitet hatte.

Von Seiten der Unterdrückten gibt es fotografische Aufnahmen, die die Ereignisse wie die Staraktion gegen das Volk
der Sokehs und die Zersörungen in Madras (heute Chennai) von der anderen Seite zeigen.

Die rechtsextremen Offiziere der SMS Emden reisten während der Weimarer Republik durch das Reich und
beweihräucherten das Heldenepos in ihren Vorträgen. Das fand dann im Nationalsozialismus seinen Höhepunkt
mit der Enthüllung des  sogenannten Ehrenmals mit Hakenkreuzfahnen und Hitlergruß.

In der heute weiter geführten Erzählung ist dieses Detail freilich vollständig verschwunden. Das "Ehrenmal" ist heute
nackt, der Hinweise auf die Begleitumstände seiner Errichtung vollständig entkleidet, im Ostfriesischen Landesmuseum
zu sehen. S.30 auf http://www.ubbo-emmius-gesellschaft.de/SMSEmden.der Kult.pdf

Die erste Attacke der SMS Emden in der Südsee war eine Strafaktion gegen das Volk der Sokehs auf Pohnpei

in Mikronesien im Jahre 1911. Kämpfer auf beiden Seiten starben. Die Soldaten der SMS Emden steckten die
Felder und Hütten der "Eingeborenen" in Brand und schlugen so den Aufstand nieder. 15 "Rädelsführer" wurden
hingerichtet und die Einwohner der Insel deportiert.

1: http://www.micsem.org/photos/sokehs/intro.htm

Danach, im Jahre 1913, Karl von Müller war da schon Kapitän, wurde die SMS Emden in der Kanonenboot-Politik
zur Niederschlagung einer Revolte in China, auf dem Jangtse, eingesetzt. Karl von Müller bekam dafür einen britischen
Orden.

Doch dann kam der erste Weltkrieg. Die SMS Emden beschoss am 22.September 1914 die Stadt und den Hafen von
Madras (heute Chennai). Dabei wurden 3 Menschen in de Stadt und 5 Seeleute eines Handelsschiffes im Hafen getötet.
Der erste Link führt zu Fotos der Zerstörungen in der Stadt, der zweite gibt einen Überblick über das Geschehen.

2:http://www.thehindu.com/news/cities/chennai/when-emden-bombed-madras/article3804379.ece#im-image-0

3: http://boredhistorian.blogspot.com/2013/08/sms-emden-and-shelling-of-madras.html


Am 28.10.1914 drang die SMS Emden in den Hafen von Penang (heute Malaysia) und versenkte ein russisches und ein
französisches Kriegsschiff. Die Demkmäler für die beiden Kriegsschiffe sind unter dem Link zu finden. Im Ostfriesischen
Landesmuseum gibt es das sogenannte "Ehrenmal". Das ist aber nicht mit den Denkälern für die Opfer der SMS Emden
zu verwechseln.

4: https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Penang

Die SMS Emden war eine Art Piratenschiff. Sie raubte Handelsschiffe aus und versenkte sie. Dass sie sich dabei an das
Seekriegsrecht hielt und die Besatzung zuvor von Bord holte, brachte der Besatzung die Bezeichnung "gentlemen of war"
ein. Verstehe das, wer will. Die Autoren, die das Schiff preisen, werden nicht müde aufzuzählen, wie viele Handelsschiffe die
Emden versenkte.
Doch dann kam es, wie es kommen musste. Die Emden begegnete einem wirklichen Kriegsschiff und wurde in ein Gefecht
verwickelt, das sie verlor. Der Kapitän setzte schließlich das Schiff auf ein Riff, angeblich, um die Mannschft zu retten. 136
Seeleute starben. Der Kaiser verlieh dem Kapitän den höchsten Orden

5: https://aso.gov.au/titles/features/for-the-honour-of-australia/clip3/

Zum Schluß noch ein Link zu einer DVD, auf der mehrere Ausschnitte aus Filmen zur SMS Emden
zusammen gefasst sind. Der ist deshalb interessant, weil in der Einleitung ganz kurz und knapp der
ganze Sinn des "Mythos" von der SMS Emden erklärt wird: Propaganda zur Ablenkung vom
verlorenen Ersten Weltkrieg.


6: https://www.filmmuseum-potsdam.de/Kreuzer-Emden-1932.html

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